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Wer sein Fahrrad liebt, der schiebt. Und wer Cyclocross liebt, der trägt. Zumindest manchmal.

Man begegnet einem Cyclocross-Fahrer nur selten, weil dieser sich nur dann zu erkennen gibt, wenn der normale Radfahrer das Fahrrad lieber im Keller lässt und sich auf der Couch die Decke über die Ohren zieht – bei Matsch und Schnee und Regen zwischen Oktober und dem Frühlingserwachen. Und auch dann ist die Chance gering, einem Cyclocrosser zu begegnen, meiden sie doch die normalen Wege und Waldautobahnen wie der Teufel das Weihwasser.


Cyclocross – Querfeldeinrennen

Wer aber erleben will, wie diese offizielle Sportart funktioniert, die vom internationalen Radsportverband UCI vertreten wird, der sollte sich das Spektakel eines Querfeldeinrennens nicht entgehen lassen. Laut offizieller Regularien dauert so ein Rennen auf anspruchsvollen Natur-Parcours selten länger als 60 Minuten. Gefahren werden im Rundkurs wenige Kilometer durch Dreck, Schlamm, Matsch und Sand. Das ist auch gut, denn spätestens nach der ersten wirklich tiefen Pfütze und dem Dreck, der vom Vordermann ins Gesicht fliegt, wünscht man jedem Cyclocrosser eine warme Dusche. Doch vorher geht’s rund: Es geht über Baumstämme, Bachläufe, den Hügel rauf, den Hügel runter… Und wo das Bike die Baumwurzeln nicht mehr plattbügeln kann oder der Anstieg zu steil und der Trail zu schlammig ist, da schultert der Cyclocrosser sein Bike, stapft wild entschlossen über das Hindernis und schwingt sich anschließend wieder galant aufs Fahrrad. Der Cyclocrosser vermeidet Sprünge und Hindernisse, sucht sich eher die ideale Fahrlinie und driftet gekonnt. Und wer hätte gedacht, dass Schnelligkeit nicht nur zählt, um als erster in Ziel zu kommen? Schnelligkeit im Matsch sorgt für Stabilität, Bremsen ist oftmals hinderlicher im Parcours als fließendes Fahren, wobei die Top-Speed noch um einiges langsamer ist als bei Downhill-Rennen auf dem MTB. Dennoch sollte so ein Querfeldeinrennen nicht unterschätzt werden. Die Trails erfordern jede Menge Können und die komplette Beherrschung von Körper und Fahrrad.

Welche Räder sind geeignet?

Cyclocross Fahrräder haben einen längeren Radstand, kommen ohne Federung aus und besitzen eine spezielle Geometrie für wendigen Sitz und mehr Reifenfreiheit. Natürlich sind die Reifen besonders breit mit speziellem Profil. Stollenreifen sollten die erste Wahl sein. Man sollte vorm Kauf unbedingt darauf achten, dass das Bike schnell und problemlos geschultert werden kann. Die Rahmen bestehen in der Regel aus Aluminium, sind also nicht federleicht, aber in Summe absolut brauchbar. Die praktischen Scheibenbremsen hat der Radsportverband bei offiziellen Querfeldeinrennen übrigens verboten, deswegen kommen meist V-Brakes zum Einsatz, manchmal auch Cantileverbremsen. Cyclocrossräder sind stabiler als Rennräder, wenn’s aber doch noch holpriger und schneller sein soll, ist ein MTB vorzuziehen. Ach ja, so ein richtiges Cyclocross Fahrrad ist nicht ganz günstig…

Und warum das Ganze?

Wer ist als Kind nicht schon gern durch die Pfützen gefahren? Neben dem allgemeinen Spaßfaktor, der sicher im Auge des Betrachters liegt, ist ganz klar: Cyclocross ist das ideale Training für Radsportler, wenn das Rennrad witterungsbedingt nicht mehr benutzt werden kann. Die komplette Muskulatur wird trainiert, die Kondition verbessert und frische Luft härtet ab, das hat schon Oma immer gesagt.

Wer das verrückt findet, der kann ja auch eine gemütliche Wanderung mit vorgewärmten Einlegesohlen durch den Wald unternehmen. Einem Cyclocrosser wird man dann allerdings nicht begegnen.

Foto: Rainer Sturm  / pixelio.de