Nieselregen, Nebelbänke, Nachtfrost – das Wetter kann einem als Radfahrer gehörig einen Strich durch die Rechnung machen. Umso wichtiger ist es, dass man sich durch wetterangepasste Kleidung von den Auswirkungen extremer Temperaturen und unangenehmer Nässe unabhängig macht. Wie das geht? Es gibt einige grundlegende Regeln, die man beachten sollte. Daneben spielen gerade bei der Fahrradbekleidung im Winter die persönlichen Erfahrungswerte eine Rolle. Aber: Damit das Trial-and-Error-Verfahren nicht in unnötigem Frust endet, haben wir in den folgenden Abschnitten die 10 wichtigsten Regeln für eine witterungsunabhängige Radkleidung im Herbst, Winter und Sommer zusammengefasst.

1. Das eigene Komfortempfinden miteinbeziehen

Was für Freizeit- und Business-Kleidung gilt, gilt erst recht für Rennrad- und Mountainbike-Kleidung: Das Kleidungsstück muss in erster Linie zum Träger passen. Im Bereich der Radsportkleidung bezieht sich dies nicht nur auf das Design und den Stil der Kleidung, sondern auch auf den Tragekomfort. Denn jeder Mensch hat ein anderes Temperaturempfinden und fühlt sich dementsprechend bei bestimmten Temperaturen wohl oder eben nicht wohl. Zwei Beispiele: Es gibt Menschen, die besonders schnell und viel schwitzen. Für diesen Personenkreis empfiehlt es sich, bei der Radbekleidung besonders gut auf die Atmungsaktivität zu achten (hier gibt es graduelle Unterschiede, die im persönlichen Empfinden viel ausmachen können). Außerdem gibt es Radfahrer, die schneller und heftiger frieren als andere. Während manche selbst bei Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt ihre kurze Radhose lieben, tauschen andere erst bei 18° die lange gegen eine kurze Hose. Beim Komfort gilt daher umso mehr: Trial and Error. Was sich gut anfühlt, ist meistens die richtige Lösung.

2. Fahrradbekleidung im Winter – Fokus auf Kopf, Hände und Füße

Bei der Auswahl der geeigneten Winter-Fahrradbekleidung sollte man sich an ein simples physikalisches Gesetz erinnern: Der Körper verliert über die Enden der Extremitäten den größten Teil seiner Wärme. Die Enden der Extremitäten – das sind Kopf, Hände und Füße. Beim Radfahren kommt zudem der Fahrtwind hinzu, weshalb auch die Brust besonders warm eingepackt werden sollte. Unter dem Helm solle man unbedingt eine winddichte Radmütze tragen. Dazu kommen ein Merino-Langarmunterhemd, eine dicke Winterradhose und spezielle Winterradschuhe.

3. Helmmütze, Sturmhaube & Co. – was kommt unter den Helm?

Zur richtigen Fahrrad-Winterbekleidung gehört neben dem Helm grundsätzlich eine warme Helmmütze. Beim Kauf eines neuen Helms sollte man daran denken, dass die Mütze den Kopf ein Stück weit „größer macht“ – der Helm muss also ebenfalls etwas breiter sein. Eventuell kommt auch eine klassische Sturmhaube in Betracht. Diese bedeckt den Kopf großflächiger als eine Mütze. In der Übergangszeit sollte man ein Stirnband oder eine atmungsaktive Helmuntermütze tragen. Letztere wärmt ohne zu überhitzen – sie eignet sich deshalb für Temperaturen bis 20°. Im Sommer kommen spezielle Unterziehmützen mit UV-Schutz zum Einsatz.

4. In der Übergangszeit ist Flexibilität gefragt

Die Gefahr, bei der Fahrrad-Kleidung im Herbst oder Frühling daneben zu greifen, ist relativ hoch. Die Temperatur wechselt schnell, plötzlich einsetzender Regen und unbeständiges Wetter erschweren die Auswahl. Deshalb ist der Blick auf die Wetter-App in der Übergangszeit für jeden Radfahrer Pflicht. Ebenfalls obligatorisch sind das lange Funktionsunterhemd, Armlinge und Beinlinge. Diese können je nach Bedarf (Stichwort Temperaturschwankungen) an- und ausgezogen bzw. runtergeschoben werden. Davon abgesehen greift gerade in den Monaten April, Mai, Oktober und November das sogenannte Zwiebel- oder 3-Lagen-Prinzip. Was hat es damit auf sich?

5. Drei Lagen sind des Bikers Glück – das Zwiebelprinzip anwenden

Indem man mehrere Lagen („Zwiebelschichten“) übereinander anzieht, kann man im Bedarfsfall flexibel auf Wetterereignisse reagieren. Außerdem tritt durch die übereinander liegenden Kleidungsstücke ein synergistischer Effekt ein: Aufgrund automatisch auftretender Luftpolster wärmt die Fahrradbekleidung im Winter mehr, als dies eigentlich zu erwarten wäre. Folgende drei Lagen definieren das Zwiebelprinzip: Lage 1 besteht aus eng anliegender Funktions-Unterwäsche. Lage 2 dient der Isolierung und dem Feuchtigkeitstransport nach außen. Typischerweise wählt man ein Radtrikot. Lage 3 ist die äußere Schicht. Sie soll ebenfalls warm halten, Schweiß nach außen leiten und vor Nässe sowie Wind schützen. Gut geeignet sind wasserabweisende Softshell-, Hardshell- oder Regen-Fahrradjacken.

6. Fahrtwind nutzen – im Sommer muss man nicht zwangsläufig schwitzen

Im Sommer sollte man bei der Rennrad- oder Mountainbike-Kleidung zwei Faktoren im Auge haben: den Wind und die UV-Strahlung. Der Fahrtwind sorgt dafür, dass ein leichter Helm mit vielen Belüftungsöffnungen, ein ärmelloses Radtrikot mit vorderem Reißverschluss sowie eine dünne Radhose völlig ausreichend sind, um sich wohl zu fühlen. Daneben sollte man sich durch eine geeignete Sonnenbrille und Sonnencreme mit Faktor 50 vor ultravioletter Strahlung schützen.

7. Baumwolle nur bei entspannten Fahrten ohne Anstrengung

Baumwolle („Jersey“) fühlt sich großartig auf der Haut an und ist auch beim Radfahren nicht gänzlich tabu. Allerdings sollte man das lässige Baumwoll-Shirt wirklich nur bei lockeren Touren anziehen. Sobald man stark schwitzt, nimmt die Baumwolle zwar die Feuchtigkeit auf, gibt diese aber nicht mehr ab – das Hemd wird „tonnenschwer“. Bei der Radbekleidung im Herbst und Winter kann man etwas großzügiger mit Baumwolle umgehen – hier müssen es nicht immer Funktionsmaterialien sein.

8. Keine Angst vor langen Namen – Bekleidungsmaterialien verstehen

Moderne Rennrad-Kleidung für Winter, Übergangszeit und Sommer besteht in der Regel aus funktionellen Materialmixen. Die Hersteller verwenden bevorzugt Polyamid, Polyester und Polypropylen in Verbindung mit einem niedrigen Anteil an Elasthan. Das Resultat ist ein elastisches und zugleich schweißtransportierendes Kleidungsstück. Welchen Mix man letztlich erhält, hängt vor allem von der eigenen Markenpräferenz ab.

9. Armlinge und Beinlinge richtig anziehen – so geht’s

Anschmiegsame Armlinge und Beinlinge sind ein essenzieller Bestandteil der Rennrad- / MTB-Winterbekleidung und -Herbstbekleidung. Sogar spezielle Sommer-Beinlinge zum Schutz vor schädlicher UV-Strahlung sind erhältlich. Wichtig ist in jedem Fall, dass man ein Modell mit Reißverschluss wählt. Dadurch lassen sich die Beinlinge on tour schnell an- und wieder ausziehen. Rutschhemmende Prints oder Silikonstreifen am Abschluss sollten ebenfalls unbedingt vorhanden sein, damit das Modell während des Fahrens nicht verrutscht.

10. Funktionstücher und Gamaschen – unscheinbar, aber wichtig

Sie gehen im Dschungel der Produkte oft unter, sind aber unentbehrlich, wenn man die perfekte Fahrradkleidung für den Winter zusammenstellen möchte: Funktionsschals und Überschuhe (Gamaschen). Insbesondere wenn der Windchill-Effekt zuschlägt (die gefühlte Temperatur ist deutlich kälter als die tatsächliche), sind sie unverzichtbare Helfer im Kampf gegen die Kälte.