Federgabel einstellen – Komfort und Kontrolle im Gelände

Eine optimal funktionierende Federung ist bei Mountainbikes sowie bei manchen Crossbikes und Trekkingrädern extrem wichtig. Nur wenn die Federgabel ihren Zweck einwandfrei erfüllt, ist gewährleistet, dass die Fahrt über Stock und Stein nicht zum unkalkulierbaren Abenteuer wird. Zur richtigen Federgabel-Pflege gehört neben einer regelmäßigen Reinigung die individuelle Anpassung des Luftdrucks. Die Abstimmung sollte weder zu weich noch zu hart sein. Im Idealfall verlieren die Räder des Mountainbikes niemals den Kontakt zum Boden. Das Ergebnis: mehr Fahrkomfort und bessere Kontrolle auf holprigen Wegen.

Dieses Werkzeug benötigt man fürs Einstellen der Federgabel

Wer an seinem Mountainbike die Federgabel einstellen möchte, braucht neben einer Dämpferpumpe mit Manometer auch einen Gummi-O-Ring (Alternative: Kabelbinder), einen Zollstock bzw. ein Maßband sowie einen sauberen Lappen für die Reinigung verschmutzter Teile. Vor der Einstellung der Federgabel sollte man das Standrohr und das Tauchrohr der Gabel gründlich reinigen, damit keine Rückstände die Arbeit erschweren. Ein Montageständer fürs Fixieren des Bikes ist nicht unbedingt erforderlich, aber trotzdem empfehlenswert, da die Arbeit damit leichter vonstattengeht.

Ohne Dämpferpumpe geht es nicht

Bei manchen Federgabeln bleibt der Druck über Jahre hinweg konstant. Bei anderen ist eine regelmäßige Anpassung erforderlich, weil die Federgabel nach und nach an Luft verliert. In diesem Fall sind Dämpferpumpen unerlässliche Hilfsmittel. Mit einer „normalen“ Luftpumpe lassen sich Federgabeln nicht präzise aufpumpen. Dämpferpumpen sind mit einem Manometer für eine exakte Kontrolle des Luftdrucks ausgestattet. Auch der Luftablass kann mit einer Dämpferpumpe um ein Vielfaches besser kontrolliert und reguliert werden als mit einer herkömmlichen Fahrradpumpe. Handelsübliche Dämpferpumpen ermöglichen ein Aufpumpen der Federgabel bis zu einem Druck von 300 PSI (entspricht circa 20 bar). Beim Kauf sollte man auf die Kompatibilität mit dem vorhandenen Gabelsystem bzw. dem Hersteller achten.

In acht Schritten zur perfekten Federgabelabstimmung

Ran an die Arbeit: Wenn ein Biker an seinem Fahrrad die Federgabel einstellen will, sollte er sich rund 20 bis 30 Minuten Zeit dafür nehmen. Die Arbeit an sich ist kein Hexenwerk. Selbst durchschnittlich begabte Hobbyschrauber sind mit ein wenig Geduld und dem passenden Werkzeug problemlos in der Lage, die Federung präzise einzustellen. Bei der Anpassung des Luftdrucks sollte man in jedem Fall auf Genauigkeit achten. Schon 10 PSI (0,7 bar) können einen großen Unterschied machen. Bei zu hohem Druck verschlechtert sich in kritischen Situationen die Traktion des Bikes. Bei zu geringem Druck fühlt sich das Mountainbike schwammig an – die Gabel sinkt zu schnell zu tief ein. Folgende acht Arbeitsschritte sind fürs Einstellen der Federgabel notwendig:

1. Rebound auf neutral stellen

Als Erstes muss die Zugstufe – auch als Rebound bekannt – vollständig zurückgedreht werden. Dies geschieht über einen Drehknopf an der Unterseite der MTB-Gabel. Die Zugstufe definiert die Schnelligkeit des Zurückschnellens der Gabel in die Ausgangsposition. Nur ein komplett zurückgedrehter Rebound ermöglicht eine Einstellung der Federhärte ohne störende oder verfälschende Einflüsse.

2. Druckstufe auf die niedrigste Stufe bringen

Aus dem gerade genannten Grund muss auch die Druckstufe neutralisiert werden. An der Oberseite der Federgabel befindet sich üblicherweise ein Hebel, der gegen den Uhrzeigersinn gedreht werden muss. Die Druckstufe sollte sich vor der Justierung der Federgabel immer auf der niedrigsten Stufe befinden. Dadurch wird die Dämpfung der Feder herausgenommen.

3. Federweg ermitteln

Der Federweg oder Maximalhub gibt bei einer MTB-Federgabel an, wie viel Arbeitsweg die Gabel maximal zurücklegen kann. Alternativ könnte man von der Federungstiefe sprechen. Bevor die Gabel mit dem optimalen Luftdruck aufgepumpt wird, sollte man den Federweg unbedingt kennen. Dieser wird ermittelt, indem man zunächst die Luft aus der Gabel komplett ablässt. Danach muss man am Standrohr direkt oberhalb der Dichtungen einen O-Ring anbringen. Anschließend wird die Gabel mit voller Kraft komprimiert und wieder losgelassen. Vor dem Loslassen muss die Gabel mit circa 30 – 40 PSI aufgepumpt werden, damit sie sich wieder aus der komprimierten Position herauslösen lässt. Ist die Federgabel wieder vollständig herausgefahren, so kann man anhand der Differenz zwischen dem O-Ring und den Dichtungen den Federweg ablesen. Man benötigt diesen Wert, um in einem späteren Schritt den optimalen Negativfederweg festlegen zu können.

4. Federgabel nach Herstellerangaben aufpumpen

Als nächster Schritt folgt das Aufpumpen der Federgabel am Fahrrad nach Herstellerangaben. Bei den meisten Gabeln befindet sich ein entsprechender Hinweis direkt auf der Gabel. Als groben Richtwert kann man das eigene Körpergewicht (plus eventuelles Gepäck) 1:1 in PSI übersetzen. Sprich: Ein 80 kg schwerer Fahrer, der regelmäßig mit 10 kg Gepäck unterwegs ist, sollte einen Luftdruck von 90 PSI wählen.

Wichtig: so rechnet man PSI in bar um

Bei den meisten Dämpferpumpen wird der Luftdruck in PSI angegeben. Für die Umrechnung in bar sollte man eine Umrechnungstabelle aus dem Internet heranziehen. Einige Beispielwerte: 100 PSI entsprechen 6,89 bar, 200 PSI = 13,78 bar und 300 PSI = 20,68 bar.

5. Negativfederweg einstellen

Der Negativfederweg ist jener Weg, den die Federgabel am Fahrrad ohne weiteres Zutun allein durch das Gewicht des Fahrers zurücklegt. Man ermittelt ihn, indem man aufs Rad steigt und anschließend die Distanz zwischen O-Ring und Dichtung misst. Folgende Richtwerte gelten:

– Cross-Country-Bike: 20% des vorher ermittelten Federwegs
– All-Mountain-Tourenbike: 25%
– Enduro: 30%

Weicht der festgestellte Wert ab, so muss entweder Luft abgelassen oder nachgepumpt werden.

6. Restfederweg kontrollieren und anpassen

Damit die Gabel nicht durchschlägt, sollte nach dem Fahrrad-Federgabel-Einstellen immer ein Restweg von 1 cm an der voll komprimierten Gabel zwischen Maximalhub und O-Ring übrig sein. Falls nicht, muss nachjustiert werden.

7. Rebound einstellen

Zum Schluss stellt man den Rebound und die Druckstufe an der Fahrrad-Federgabel erneut ein. Der Rebound (Zugstufe) kann über ein Drehrad an der Unterseite nach Belieben reguliert werden. Faustregel: Der Reifen sollte bei herausfedernder Gabel ohne Fahrer nicht den Bodenkontakt verlieren.

8. Einfedergeschwindigkeit festlegen

Die Druckstufe oder Compression der Fahrrad-Gabel legt fest, wie stark die Gabel bei Belastung wippt bzw. wie schnell sie einfedert. Man justiert die Druckstufe – wie bereits erwähnt – über einen Hebel an der Gabel-Oberseite.

Hinweise zur Pflege

Nach dem Federgabel-Einstellen reagiert die Gabel auf dem Trail wie gewünscht – vorausgesetzt, man vernachlässigt die Federgabel-Pflege nicht. Dazu gehören:

– nach jeder Fahrt mit einem feuchten Tuch Dreck von der Gabel entfernen
– regelmäßig einige Tropfen Teflonöl auf den Gabelrohren verreiben